Hermann Staudinger

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Hermann Staudinger, Wald, Dezember 2022, Blattgold auf Holz, 45 x 135 cm, 2022
Hermann Staudinger, Wald, Dezember 2022, Blattgold auf Holz, 45 x 135 cm, 2022

Zum Werk

„Hermann Staudingers außergewöhnliche Naturdarstellungen lassen uns staunen. Die Motive sind alltäglich und bekannt, doch so haben wir sie noch nicht gesehen. Getragen von einem unnachahmlichen goldenen Glanz erscheinen tiefe, dichte Wälder in flirrend atmosphärischen Lichtstimmungen, Bäume und Nadeln leuchten in sphärischem Schein, die Strahlen der Sonne verfangen sich in vollen Baumkronen und moosigen Böden. Eine unmittelbare Naturerfahrung ist spürbar, doch die Landschaften bieten – auch wenn Längsformate dominieren – keine weiträumigen, romantischen Bildpanoramen. Nah an uns herangezoomt sehen wir nur Ausschnitte von Stämmen und Ästen, von Blätterwald und Moosbewuchs; ihrer Körperlichkeit beraubt, erscheinen sie in ihrer grafischen und flächenhaften Struktur bisweilen fast wie abstrakte Formen und Zeichen. Und die Kunstwerke strahlen. In undurchdringlicher Schönheit, in unaufgeregter Komposition, in andächtiger Stille – Bilder wie aus einer anderen Welt. […]

Heute arbeiten so viele Künstler*innen mit Gold wie seit dem Mittelalter nicht mehr. Staudingers Umgang mit Gold ist hingegen von Ernsthaftigkeit und Wertschätzung getragen. Er weiß um die kunstgeschichtliche Bedeutung dieses so besonderen Materials, um seine starke Anziehungskraft und Faszination. Er weiß um seine anhaltende Kostbarkeit und Beständigkeit, seine transzendentale Aufladung, seine einzigartige Licht- und Farbwirkung. […] Das Gold als Bildträger (24 Karat Gold, aber auch 12 Karat Weißgold) ist für Staudinger schon seit vielen Jahren zentrales Thema und starker Antrieb seiner Arbeit, es zieht ihn in seinen Bann, zugleich will er es aber auch zähmen. […]

Der technisch aufwendige (Schöpfungs-)Prozess, die akribische genaue zeichnerische Übertragung verleihen den Werken eine hohe dichte, die vom Künstler aufgewendete Zeit scheint in den Bildern eingeschrieben zu sein. Die vielen feinen Linien fügen sich im Betrachter*innenauge zu einer Bildkomposition und etwas Feinstoffliches, Nichtgreifbares schwingt mit, das den Kunstwerken eine emotionale Tiefe verleiht, die nur schwer in Worte zu fassen ist. Der Künstler imaginiert sich seine eigene Welt mit selbst erwähltem Regelwerk und Gesetz, wobei das Kunstwerk nicht in seinem materiellen Zustand verharrt, sondern über sich hinaus auf etwas Geistiges, jenseits der sinnlichen Erfahrung liegendes verweist. […]

Die konzentrierte Reduktion und das Spiel zwischen Sichtbarkeit und Verschwinden beherrscht auch Staudinger. Die großen Flächen seiner Bilder ermöglichen ein ganzheitliches „Eintauchen“ der Betrachter*innen in weite, endlos wirkende Lichträume – Räume der Entschleunigung und Stille, in denen Auge und Geist in einem „interesselosen Wohlgefallen“ (Immanuel Kant) verweilen können. […] Er erschafft Bilder von wohltuender Schönheit, mit denen er den Idealen der Harmonie und Sorgfalt, der Umsicht und Feinheit entsprechen möchte. Das Gold sei dabei wie ein Fenster, das aufgemacht werden muss, um Luft hereinzulassen. Das Gold ist aber stets auch anziehend und verführerisch. Den frischen Wind dieser Kunstwerke spüren wir bereitwillig, und so lassen wir uns auch gerne verführen.“

Günther Oberhollenzer, in: Hermann Staudinger, Galerie Amart, 2022.

Biographie

1963 geboren in Schwanenstadt/Oberösterreich
1986 Studium an der Sommerakademie Salzburg bei Prof. Oswald Oberhuber
1986 bis 1992 Studium an der Universität für angewandte Kunst Wien bei Prof. Ernst Caramelle
Österreichweite Kunst am Bau Interventionen.
Der Künstler lebt und arbeitet in Wien.

Ausstellungen

Zahlreiche nationale und internationale Ausstellungen.